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Podemos hacer una fiesta. = Wir können eine Party machen. |
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Datum: |
Sonntag 21. Juni 2009 |
Zeit: |
13:00 Uhr |
Ort: |
Liebfrauenkirche, Stolzestr. Gelsenkirchen |
Eintritt: |
FREI!!! |
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Die schönsten Bilder des Flamencofestes nach der Misa:
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Fotos: Jesse Krauß & Meik "Fuchs" Fokkink
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Flamenco wird an sich selten in deutschen Kirchen getanzt und andalusische spirituale Gesänge wie die Saeta oder die besonnene Malaguena klingen für die Kirchgänger eher ungewohnt.
Die „Misa Flamenca“ setzt sich zusammen aus andalusischen Themen, geschrieben für Sänger, Gitarren und Tänzer. Es ist nicht einfach, die spanische Messe an die feste Metrik der Flamencogesänge anzupassen. Bei der Transponierung der Texte und Tänze wird stets versucht, die heiligen Verse zu erhalten. Die „Misa Flamenca“ gibt nicht nur die Stimmung der Anbetung der Ehre Gottes wieder, sondern auch den Flamenco mit seinem dramatischen Ausdruck wie zum Beispiel beim Höhepunkt der Seguiriya.
Auch 2009 veranstaltet die Spanische Katholische Mission wieder eine Flamenco-Messe in der Liebfrauenkirche an der Stolzestraße, zu der die Gläubigen strömen werden. Spanier, Deutsche und Angehörige anderer Nationalitäten werden dieses Ereignis gemeinsam würdigen.
Nach der Messe ab 14 Uhr folgt das traditionelle, bunte Flamencofest auf dem Kirchplatz mit zahlreichen Musik- und Tanzgruppen sowie mit kulinarischen spanischen Spezialitäten.
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Das andalusische Volk! Der heiterste Menschenschlag, der die südliche Halbinsel bewohnt, immer aufgelegt zum Lachen und zum Scherzen, ein Volk, das so froh in den Tag hinein lebt wie keines, das nicht denkt an die Zukunft und sich nicht sorgt um den kommenden Morgen, das jubelt und feiert, wenn Geld in der Tasche klappert und tanzt, wenn es Hunger hat, - weshalb sind seine Weisen so traurig und melancholisch?
Ist es das unfreiwillige Bekenntnis, dass die Freuden dieser Welt das Herz nicht befriedigen? Und weshalb wählt dieses Volk, das so vielfach dem praktischen kirchlichen Leben fremd geworden ist, gerade die Karwoche und die Leidensgeheimnisse zu seinem Lieblings- und Hauptfeste? Sind es Gewissensbisse? Freilich, die große Masse springt recht sonderbar mit den Heiligen um. Es sind Trauerfeiern, aber mehr Feiern als Trauer. Und doch fehlt die Trauer, die Buße nicht. Tausende gehen während der Prozessionen bei Tag und bei Nacht, vier, fünf und mehr Stunden barfuß oder nur mit Sandalen bekleidet hinter dem Bilde des Gekreuzigten oder der schmerzhaften Mutter, oft selbst mit einem Kreuze beladen. Sie tun Buße, sind „penitentes“; keiner kann es bestreiten.
Semana Santa!
Welch freudiges Echo weckt dieser Name in den Herzen der Sevillaner sowie all derer, die diese heiligen Schauspiele einmal mit ansehen durften! Sevilla ist in der Karwoche das Mekka der spanischen Pilger, ein zweites Oberammergau, ein neues Jerusalem. Seine Mauern sind Klagemauern.
Man muss sie gesehen haben, die 100 „pasos“, alle verschieden und doch großartig, vollendete Kunstwerke, von ersten Meistern verfertigt auf der Grundlage der Leidensevangelien.
Man muss sie gesehen haben, diese endlosen Scharen von vermummten Gestalten, wie sie mit langsamen, gemessenen Schritten fast schwerfällig dahin ziehen, den heiligen Altar, von 30 – 40 starken Männern getragen, mit sich führend.
Man muss sie gehört haben, diese eigenartigen Trauerklänge, von drei Instrumenten hervorgezaubert, die bei den Aufzügen der Madrugada am heiligen Karfreitagsmorgen zwischen 3 und 5 Uhr den kalten Morgenwind noch eisiger machen und nicht nur die Haut, sondern auch das Herz erbeben lassen.
Man muss sie gesehen haben, diese Scharen von „Büßern“, die zum Teil in dicke Schleier gehüllt, mit einem Kranz auf dem Rücken oder den Rosenkranz in der Hand, barfuß stundenlang über die kalten Steine daherschreiten, um ein Gelübde zu erfüllen, das die Not des Jahres ihnen abgerungen hat.
Man muss die heiligen Schauer gefühlt haben, beim Anblick der ergreifenden Leidensszenen, beim tremulierenden Gesang zitternder Kinder- oder Frauenlippen oder getragen von der kraftvollen Stimme eines glaubensstarken Mannes. Man muss den Inhalt dieser heiligen „Saetas“ oder Stoßgesänge in solchen Weihestunden erlebt haben, um sich ein Bild zu machen von der sevillanischen Karwoche.
Ja man muss dabei gewesen sein, wenn es im Angesichte dieser heiligen Szenen zitternd und still durch die kalte, stille Nacht klang:
O seht ihn, wie er dort wankt,
Der Beste der Erdgeborenen;
Die Schläfen von Dornen umrankt,
Für uns, die Verlorenen!
Oder:
Unter hohen Baldachin erscheint
Dein hehres Bild, das alle Welt erfreut;
Doch dein edles, mildes Auge weint,
O „heilige Jungfrau der Einsamkeit“ *)
*) Nuestra Senora de Soldedad
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Die Saeta ist ein volkstümlicher Gesang, der in Andalusien, aber auch in ganz Spanien verbreitet ist. Sie soll die Frömmigkeit und die Bußbereitschaft fördern und wird während einer “via crucis” (einem Kreuzweg) oder den Prozessionen der “semana santa” (Karwoche) praktiziert. Das Wörterbuch der Academia espanola gab in seiner vierten Ausgabe aus dem Jahre 1803 folgende Definition der “saeta” an:
“Jede der kleinen Strophen beinhaltet moralische und anklagende Aussagen, wie sie gewöhnlich den Missionaren zueigen sind und die auch in stillen Gebeten enthalten sind.”
Es ist ein Gesang mit Strophen aus vier oder fünf achtsilbigen Versen. Erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts gibt es auch “saetas” mit flamenco-ähnlichem Charakter, meist als “siguiriyas” oder “martinetes”. Er wird anlässlich der Prozessionen der Karwoche vorgetragen und wendet sich an die vorbeigetragenen Prozessionsfiguren. Der Gesang wird generell ohne Begleitung vorgetragen, obgleich er bei den diskografischen Aufnahmen oft mit einem musikalischen Hintergrund von religiösen Märschen untermalt wird, der hauptsächlich aus Trommel- und Trompetenbegleitung besteht, wobei auch einige Aufnahmen mit Gitarrenbegleitung produziert wurden.
Dem Anlass gemäß ist das zentrale Thema der Gesänge die Passion und der Tod von Jesus Christus und alle Umstände, die hiermit einhergehen. Die Erscheinungsform der “saeta” als “cante flamenco” geht wahrscheinlich auf eine Zeit zurück, die weit vor ihrer Verbreitung in den frühen Zwanzigerjahren liegt.
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